Die
Maas-Rur-Steilhang-Elmpter-Wald-Stellung
(Steuben-Volker-Schenkendorf-Stellung)
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Profil,
Bauwerke, Geschichte
Eine
Bestandsaufnahme
von Dr. Martin
Seltmann
Letzte Aktualisierung: 31.12.2014 (im Kapitel Strukturen Süd)
Vorwort
Nach nun fast genau drei Jahren
seit meine erste
Dokumentation im Jahr 2006 über die Maas-Rur-Stellung bei www.7grad.org erschienen ist,
wurde es nun Zeit für eine
Aktualisierung. In dieser Zeit haben sich viele wertvolle
Kontakte auf
deutscher und niederländischer Seite ergeben, die zur
Dokumentation bisher
unbekannter Ringstände und anderer Artefakte geführt
haben. An dieser Stelle
möchte ich mich schon einmal bei allen Mithelfern bedanken.
Zusätzlich wurde weiteres Bild- und Quellenmaterial
über den Ausbau der
Weststellungen gesammelt und in die vorhandene Dokumentation
eingearbeitet.
Da mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder
„neue“ Anlagen bekannt werden, wurde
die Nomenklatur so umstrukturiert, dass auch in Zukunft
Aktualisierungen im
Kartenteil vereinfacht vorgenommen werden können.
Die
deutsche Weststellung 1944
Nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie und
dem
erzwungenen Rückzug der deutschen Wehrmacht durch Frankreich,
Belgien und die
Niederlande in Richtung der deutschen Reichgrenzen im Westen, befahl
Hitler am
24. August 1944 den „Ausbau der
Weststellungen“. Hitler ordnete an, die
alliierten Truppen um jeden Preis westlich des Rheins
zurückzuwerfen und
untersagte dem Oberbefehlshaber West den Aufbau von Verteidigungslinien
östlich
des Rheins.
2 Ab
September 1944
wurde neben der Rearmierung des 1938-40 erbauten Westwalls mit den
Planungen
und Ausführungen unzähliger
feldmäßiger, hauptsächlich als
Grabenstellungen zu
bezeichnenden Linien zwischen Niederrhein und Eifel begonnen. Als
bekannteste
Verteidigungslinien seien Maas (Steuben-) Stellung, Rur-Stellung,
Erft-Stellung
und Niers- (Schlieffen-) Stellung zu nennen. Diese Linien wurden
parallel zum
alten Westwall als vor- bzw. rückgelagerte Stellungen in nord
–südlicher
Richtung erstellt. Gleichzeitig wurden diverse Riegelstellungen wie
etwa
Erftriegel (Rolandriegel), Kellenriegel (Kriemhildriegel),
Monschau-Düren-Riegel usw. als Verbindungen zwischen den
Verteidigungslinien
geplant.
Im Volksmund werden bis heute alle diese Verteidigungsanlagen und ihre
heute
noch auffindbaren Zeugnisse in ihrer Gesamtheit oft als Westwall
bezeichnet
.
Parallel zum Ausbau der Stellungen auf dem östlichen Maas- und
Rurufer über
Venlo (Brückenkopf)- Tegelen- Belfeld- Beesel- Roermond
(Brückenkopf) wurde die
hier untersuchte Maas-Rur-Steilhang-Elmpter-Wald-Stellung, im folgenden
kurz
Maas-Rur-Stellung genannt, als zweite Linie zwischen Maas und Rur vor
der
deutschen Grenze ausgebaut.
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Diese Verteidigungslinie wurde durch das Anbringen von
Betonkleinstanlagen sog.
MG-Ringständen, Erdstellungen, ein System von Lauf- und
Panzergräben in einen
relativ hohen Grad der Verteidigungsbereitschaft versetzt.
Verlauf
und Geografie der Maas-Rur-Stellung
Im Norden begann die Maas-Rur-Stellung an den Hängen des
Maastales an einem
Punkt nördlich Venlo etwa bei Brüxken (Gem.
Straelen); verlief von dort aus
südlich über Herongerberg, die Jammerdaalsche Heide,
Heide südöstlich Tegelen,
entlang der deutsch- niederländischen Grenze:
Brachter Wald,
Diergartscher Wald östlich Swalmen, Elmpter Wald,
Waldgebiet “De Meinweg“
östlich Herkenbosch und traf dort schließlich auf
die Rur-Stellung (Abbildung 1,
B).
In diesem Bereich zwischen Herkenbosch und Rosenthal finden sich heute
noch
Reste von weiteren angrenzenden Verteidigungsstellungen, die zwar dem
Ausbau
der deutschen Weststellungen, aber nicht direkt der Maas-Rur-Stellung
zuzuordnen sind (siehe dazu auch Karte 4 in den "Strukturen
Süd").
Die Maas-Rur-Stellung folgte damit in großen Teilen dem
Verlauf des
in
ost-west-Richtung um etwa 5- 15 Meter abfallenden Steilhanges, der in
nord-südlicher-Richtung das ausgedehnte eiszeitlich
entstandene Maastal
begrenzt. Dieser Hang stellt noch heute in weiten Teilen den Verlauf
der Grenze
dar. Er wird in seinem Verlauf durch die Täler der Schwalm und
der Rur
durchbrochen. Dort führte die Stellung durch offenes,
ebenerdiges Gelände. Die
Linie kann also in weiten Teilen als Hang- bzw. Waldstellung bezeichnet
werden.
Als verteidigungsgeographischer Vorteil wurde sicherlich gesehen, dass
ausschließlich auf deutscher Seite die schlecht einsehbaren,
unübersichtlichen,
erhöhten Wälder existieren, während sich auf
der vermeintlichen „Feindseite“ im
Westen die gut einsehbare landwirtschaftlich genutzte Ebene des Maas-
bzw.
Rurtals erstreckt. Im südlichen Stellungsteil bei
Herkenbosch-Effeld, wo
die Stellung durch die Ebene des Rurtals verlief, wurden zur
Absicherung mehrere hintereinanderliegende Riegel mit
Panzergräben,
Ringständen usw. angelegt.
Abb.
1:Schematische Darstellungen der
Weststellung am südlichen Niederrhein. A Maas-Stellung, B Maas-Rur-Stellung, C
Westwall-Stellung (1938-40), D Niers-(Rur)-Stellung, E Westwall-Riegelstellung
Effeld-Varbrooker Busch,
F Schwanenbergriegel, G Artillerie-Schutzstellung, H Rur-Stellung. Auf die Darstellung kleinerer
Riegelstellungen wurde aus Gründen der
Übersichtlichkeit verzichtet. Nach Baustandskarte Niederrhein
BAM RH 11-III
Fußnoten-
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1. Anscheinend
offizieller Name bzw. Tarnname ab Januar 1945 laut Kurzbericht
über den Bau der Weststellung,
vom Fest. Pi. Kdr.
z.b.V. 4
2. siehe
W.
Fleischer: Hitlers Weisungen für die
Kriegführung
3. nach
Baustandskarte Niederrhein BAM RH 11-III
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